Dalla Basler Zeitung:
Soziale Medien durchdringen immer mehr Lebensbereiche: So gibt es ein Hotel auf Mallorca, wo sich Gäste und Personal via Twitter organisieren. Und so funktioniert das.
Wenn Hotelgäste früher einen Drink aufs Zimmer bestellen wollten, riefen sie die Reception an oder sagten es dieser gleich vor Ort. Heute wird der Wunsch via Smartphone getwittert, und ein sogenannter «Twitter-Concierge» kümmert sich darum. Realität geworden ist dies zumindest in einem Hotel auf Mallorca, das zur spanischen Hotelkette Meliá gehört: Das Sol Wave House in Magaluf nennt sich selber das erste «Twitter Experience Hotel» der Welt.
Social-Media-affine Gäste, vorwiegend junge Leute, haben zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten. Via Hotel-WLAN können sie auf die virtuelle Twitter-Community #SocialWave zugreifen, das nur für Gäste des vor einem Jahr eröffneten Sol Wave House zugänglich ist. Zwei Twitter-Concierges moderieren die virtuellen Eingänge. Zu ihrem Job gehört, Gästeanfragen zu beantworten und dafür zu sorgen, dass die Benutzer miteinander ins Gespräch kommen. So können die Gäste zum Beispiel miteinander chatten, Fotos austauschen, in Spielen gegeneinander antreten oder sich für eines der Party- und anderen Angebote verabreden. Hoteldirektor Gonzalo Echevarría glaubt jedenfalls, dass er mit dem Twitter-Angebot seines Hauses die Erwartungen von Social-Media-affinen Leuten erfüllt.
Auch in den USA wird das System genutzt
Erfahrungen mit einem sozialen Hotelnetzwerk machte eine Redaktorin von «USA Today», die 2012 ein ähnliches System im Hotel Tryp in New York testete. Das Haus der Wyndham-Gruppe hat als angeblich erstes Hotel in den USA ein Social-Media-Angebot namens «Lobby Friend» eingeführt.
Wie im Hotel auf Mallorca können nur registrierte Hotelgäste dem Netzwerk beitreten. Dazu muss eine entsprechende App auf dem Smartphone installiert werden. Mit dieser konnte die Testerin auch ausserhalb des Hotels dessen Dienstleistungen in Anspruch nehmen. «Wenn ich zum Beispiel einen bestimmten Schuhladen in der Stadt suchte, konnte ich eine Nachricht senden, und ein Hotelangestellter antwortete darauf», schrieb die Redaktorin. Die Autorin weist jedoch darauf hin, dass die Namen von eingeloggten Hotelapp-Benutzern«facebook-artig» auf einem Bildschirm an der Reception erscheinen. Das sei jedoch auch das einzige Identifikationsmerkmal.
«Altmodisches Networking funktioniert immer noch»
Viel Zeit verbrachte die Testerin jedoch nicht mit der sozialen Hotel-App: «Das grösste Hindernis war mein Zeitplan. Zwischen meinen Meetings ausserhalb des Hotels sowie den Interviews und dem Schreiben hatte ich keine Zeit, Leute via App kennenzulernen.» Trotzdem war in Sachen Networking keineswegs Hopfen und Malz verloren: «Ganz ohne Mithilfe von Technologie lernte ich einen Risikokapitalanleger aus Tokio kennen, als wir mit unseren Laptops am gemeinschatlichen Arbeitstisch der Lo bby sassen», schreibt die Redaktorin.
Ihr Fazit: «Lobby Friend» sei zumindest faszinierend, wenn es darum gehe, Informationen über das Hotel und die Stadt zu bekommen. Übrigens, auf der Website von «Lobby Friend» heisst es, das Ziel Nummer 1 sei, «Hotels zu sozialisieren». (or)